Picasso_Guernica

«Guernica» überall

Eine Stadt und ihr Schicksal bewegt die Welt.
„Guernica“ von damals ist auch das Aleppo von heute (Syrien-Krieg 2011- ?)

Guernica 1937 im spanischen Bürgerkrieg:

Zuerst kamen die Bomben. Dann kam Picasso. Er verarbeitete in seinem Gemälde „Guernica“ die Schrecken des Krieges.

Das Gemälde ist ein Mahnmal gegen Militarismus und Kriegsverbrechen und gilt als das wohl berühmteste Anti-Kriegsbild des 20. Jahrhunderts.
Durch Picasso’s Gemälde wird das unbedeutende baskische Städtchen Guernica im Norden Spaniens weltbekannt.

Am 18. Juli 1936 putschten die spanischen Faschisten unter Führung von Generalmajor Francisco Franco Bahamonde gegen die linksgerichtete Koalitionsregierung aus Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten in Madrid. In diesem 3 jährigen Bürgerkriege zwischen regierungstreuen Republikanern und rechten Nationalisten kamen mindestens 500.000 Menschen zu Tode und das Land war verwüstet.

Die Faschisten erlangten den Sieg und marschierten am 28. März 1938 in Madrid ein. General Franco beherrschte Spanien bis zu seinem Tod im Jahre 1975. Die Stützen seiner Macht waren Kirche, Knast und Kasernen.

Die Legion Condor der Deutschen verhalf den spanischen Faschisten zu diesem Erfolg.
Am 24. April 1937 zerstörte die deutsche Legion Condor, die Hitler zur Unterstützung Francos nach Spanien schicken ließ, die älteste Stadt des Baskenlandes mit über 3000 Brandbomben und metzelte anschließend die Einwohner mit Maschinengewehren nieder. Dabei mussten viele unschuldige Menschen und Tiere ihr Leben lassen.

Guernica war strategisch völlig uninteressant, deshalb gab es dort auch keine republikanischen Truppen. Der Angriff war ein Anschlag auf Zivilisten und eine symbolisch gemeinte Vernichtung des historischen Zentrums und Identifikationsortes der Basken. (In Guernica stand die “Heilige Eiche”, an der früher die spanischen Könige die Grundrechte der Basken beschworen.)

Zwei Tage nach dem Massaker erschienen in den Pariser Zeitungen Fotografien der zerstörten baskischen Stadt Guernica.  Von der Brutalität des Ereignisses tief beunruhigt, entschied sich Picasso Anfang Mai 1937, sein Gemälde, das er für den spanischen Pavillon an der Weltausstellung in Paris zu malen beauftragt worden war, dem Thema „Guernica“ zu widmen. Ein mutiger Entscheid und krasser Gegensatz zu seinem vorher gewählten, unpolitischen Motiv: Er wollte zuerst „Badende“ oder “Maler und Modell“ einreichen.
Picasso hat verfügt, dass sein Bild erst wieder in Spanien gezeigt werden dürfe, wenn sein Land zur Demokratie zurückgekehrt sei. 1981 kam es aus den USA zurück nach Spanien: zuerst in den Prado, später ins Museum Reina Sofia in Madrid, wo es bis heute zu betrachten ist.

Gegensatz:

Guernica von Picasso entstand in stürmischen,  brutalen Zeiten und ist ein Meisterwerk der Kunst und von grosser geschichtlicher, politischer Bedeutung.

Gérard Teichert (geb. 1940) malte 1999 ein Gemälde mit demselben Titel in ruhigen, friedlichen Zeiten.

Gerhard Teichert, Guernica , aujurd’hui, 1999

Ein Ochse und eine Bulldogge, die Hufe statt Pfoten hat, sitzen gemeinsam an einem Tisch mitten unter Menschen. Ist das komische Wesen, das uns den Rücken kehrt, der Teufel?

Diverse Motive in Teichert’s Bild sind uns bekannt vom Picasso’s Guernica Bild:
-der Bulle/Ochse
-Arm und Hand mit gespreizten Fingern, die sich gegen den Himmel recken
-2 Frauen mit weit aufgerissenem Mund gegen den Himmel schreiend.
-Die Lampe aus Picasso’s Bild hat auch hier ihrem Platz

Alles andere hat mit Picasso’s Bild nichts gemeinsam. Hier geht es friedlich zu und her. Man trifft sich im Café, geht froh gesinnt seinen Geschäften nach, macht es sich gemütlich oder zeigt sich verliebt. Man erfreut sich des Lebens: es darf gelebt und genossen werden.

Bedeutung des Bildes?

Meine Interpretation:

Die Stadt Guernica lebt nun im Frieden, die Normalität ist zurückgekehrt. Nur einige Erinnerungen an früher leben weiter. Vordergründig schient alles in Ordnung, aber der Schein trügt.

Aber aufgepasst: mit “Guernica” ist nicht nur das Städtchen gemeint. Guernica ist auch ein Sinnbild. Insofern müssen wir auf der Hut sein, denn der Teufel hockt mitten unter uns (der Hund mit den Hufen in der Mitte des Bildes). Er ist kaum zu erkennen, denn er zeigt sich nur von hinten. Sein Gesicht bleibt verborgen. Das Fröhliche und Unbeschwerte vermag das Böse für den Moment scheinbar zu überdecken. Aber das Böse lauert überall, es blitzt da und dort hervor, wenn wir genau hinschauen. Manchmal können wir sogar mit ihm am Tisch sitzen und erkennen es nicht.

Und genau das zeigt sich nun in Syrien allgemein und in Aleppo ganz besonders. Brüder des selben Glaubens zerfleischen sich. Das Böse hat sich entfesselt und wütet tückisch und brutal: Bürgerkrieg Syrien 2011- ?
Ein Stadtteil von Aleppo versinkt in der Hölle, der Rest lebt paradoxerweise in trügerischer Normalität.

So betrachtet erhält das Bild von Teichert auch Symbolkraft.

Zum Schluss noch ein Gemälde von Sonnleitner Martin Georg, gemalt 2015, auch über Guernica.

https://martinsonnleitner.jimdo.com/pop-art-gallery/

Aber das ist auch nur ein erbärmliche Abklatsch. Die Bedeutung von Guernica geht verloren.